Monat: Juni 2018

Graffiti-Farben Mischen

Graffiti-Sprühdosen mischen, geht das?

Eine interessante Frage, die ich mir selber lange gestellt habe. Die Antwort darauf ist JA, es geht tatsächlich. Aber wie? Kurz gesagt: mit einem Transfer Cap.
Leider funktioniert es nur unter gewissen Umständen. Denn die Sprühdosen stehen ja unter Druck, anderen Falls würde die Farbe nicht heraus sprühen, und etwas in einen unter Druck stehenden Behälter einzufüllen geht nur, indem man es mit höherem Druck reinpresst. Die Geschwindigkeit, mit der dies passiert, hängt dabei vom Druckunterschied ab. Je größer der Unterschied zwischen den beiden Behältern, desto schneller dringt die Farbe in den Behälter mit niedrigerem Druck ein. Dabei nimmt die Geschwindigkeit natürlich stetig ab, weil ja nicht nur die Farbe in den zweiten Behälter reingepresst wird, sondern auch der Druck. Genauer gesagt wird der Druckunterschied automatisch ausgeglichen und dabei gelangt Farbe mit in den Behälter mit dem niedrigeren Druck.

So viel zur Theorie, aber wie funktioniert es in der Praxis?

Um die beiden Sprühdosen miteinander zu verbinden braucht man ein spezielles Cap. Es gibt dafür ein sogenanntes Transfer Cap. Als Alternative dazu kann man aber auch zwei Needle Caps benutzen. Man entfernt dazu bei einem der Needle Caps den kleinen Schlauch und steckt es auf das freie Ende des Schlauches des zweiten Needle Caps. Da diese Schläuche allerdings recht kurz sind muss man die Dosen etwas schräg zu einander halten. Mit einem richtigen Transfer Cap hingegen kann man sie einfach nebeneinander stellen.
Das Transfer Cap gibts z.B. beim Graffitilager unter dem Namen Molotow Mixing Set.

 

 

Wenn man das richtige Cap hat, dann muss man es nur noch auf die beiden Dosen setzen. Um die Farbe nun von der einen Dose in die andere zu transportieren sollte man das Cap der Geberdose zuerst runter drücken und anschließend das Cap auf der Empfängerdose. Beide Caps natürlich gedrückt halten. Um eine erhebliche Menge an Farbe zu transferieren dauert es eine ganze Weile, man braucht also Geduld.

Montana 50ml auffüllen

Wie schon oben erklärt, muss die Empfängerdose dazu einen niedrigeren Druck haben, als die Geberdose. Es ist also von Vorteil, wenn die Geberdose so gut wie voll und die Empfängerdose fast leer ist. Um den Prozess noch zu vereinfachen kann man den Druck in der Empfängerdose senken, indem man sie abkühlt. Das gelingt indem man sie für einige Minuten ins Eisfach legt. Aber VORSICHT!!! Nicht zu lange, die Farbe soll darin nicht gefrieren. 5 – 10 Minuten, eventuell in einen nassen Lappen gewickelt, sollten genug sein.
Außerdem kann man die Geberdose LEICHT anwärmen (VORSICHT!!! NICHT ERHITZEN!!!). Dies kann aber SEHR GEFÄHRLICH sein. Zu große Hitze kann den Druck im Innern der Dose so stark erhöhen, dass sie explodiert. Also versuche bloß nichts verrücktes. Ein paar Minuten in die Sonne legen oder NEBEN die Heizung stellen sollte reichen. Am besten stellst du dir einen Alarm, damit du die Dose nicht vergisst und sie dir um die Ohren fliegt. Eine Dose zu erwärmen tust du AUF EIGENE GEFAHR! Generell ist stark davon abzuraten.

Nun weißt du also wie du Sprühdosen miteinander mischen kannst. Ich selber habe dies schon in der Praxis angewendet, als ich mal kein Grau bei einem Auftrag dabei hatte. Ich habe es mir dann in einer kleinen 50ml Dose selber angemischt. Das Ergebnis war super, weil ich das Grau sogar heller und dunkler mischen konnte, je nachdem, wie ich es brauchte.

Viel Spaß beim Sprühen,

LennArt

Graffiti-Hall 2015

7 Tipps für ein besseres Graffiti

Wenn du noch ein Anfänger im Graffiti bist, nicht ganz zufrieden mit deinen Werken und dich darum fragst, wie du deine Pieces verbessern kannst, dann habe ich hier ein paar Tipps für dich.

Natürlich ist es auch wichtig an seinem Style zu arbeiten und diesen stetig weiterzuentwickeln, denn letztendlich ist ein guter Style die Voraussetzung für ein wirklich gutes Bild. Aber auch die Umsetzung an der Wand hat ihre Tücken und es gibt durchaus ein paar Punkte mit denen man als Anfänger noch mehr aus seinem Bild herausholen kann.

Sauberes Füllen

Einwandfrei deckende Farben, sind eine der wichtigsten Punkte für ein sauberes Bild. Dein Piece wird niemals perfekt aussehen, wenn der Untergrund noch durchscheint. Darum hier ein paar kleine Tipps, wie du sauber füllen kannst.

-Sprühe gleichmäßig Linie an Linie, kein wildes kreuz und quer
-Trage mehrere dünne Schichten übereinander auf, so vermeidest du hässliche Läufer
-Benutze das richtige Cap, am einfachsten geht das Füllen natürlich mit einem Fatcap.
Damit bist du vor allem schnell. aber achte darauf, dass du nicht zu stark in benachbarte Flächen reinnebelst. Dies kannst zu vermeiden, indem du mit deinem Fatcap nicht ganz bis an den Rand der zu füllenden Fläche malst und die Ränder stattdessen mit einem Skinny ziehst. So bleiben die angrenzenden Flächen sauber von anderen Farben.

Ordentliche Kanten

graffiti_lernen sprührichtungAchte darauf, dass du nicht mit einer Farbe in die angrenzende reinnebelst. Wenn jede Farbe unverfälscht und sauber ist, gibt dies ein besseres Gesamtbild. Das Reinnebeln in angrenzende Farben kannst du vermeiden, indem zu die Dose bzw. das Cap von der Kante weg richtest. Du nutzt also die Sprührichtung. Dein Zeigefinger zeigt dabei von der Farbe weg, die sauber bleiben soll, in den Bereich mit der Farbe, in der du gerade sprühst.

 

Schöne Cuts

graffiti_lernen cuttenCutte deine Linien ordentlich zurecht. Eine gesprühte Linie hat, mit einigen Ausnahmen, immer ein rundes Profil. Um saubere Ecken ode spitz zulaufende Linien zu erzeugen musst du sie daher cutten. Dies tust du, indem du deine Linie mit der dahinter liegenden Farbe in Form schneidest. So erzeugst du klare Ecken und Spitzen, was deinem Bild ein besseres Aussehen gibt.

Saubere Outlines

Arbeite an deinen Outlines bis sie perfekt sitzen. Hierfür musst du vor allem viel Üben. Nimm dir Zeit Fehler auszubessern. Es geht nicht darum eine Outline in bloß einer Bewegung perfekt zu ziehen, sondern um das Endergebnis. Fahre die Linie mehrfach mit der Dose entlang, bevor du sie tatsächlich sprühst, um die Bewegung einzuüben. So sitzt die Linie besser, wenn du sie dann ziehst. Cutte erneut, wo du mit der Linie etwas daneben liegst. Auch muss eine Outline nicht zwangsweise nur eine Linienstärke breit sein. Als Anfänger empfehle ich dir deine Outlines lieber etwas dicker zu machen. So hast du Spielraum, um Fehler auszubessern. Mache deine Outlines lieber dicker aber dafür ordentlich.

graffiti_lernen fadenGleichmäßige Fadings

Wenn du mit Fadings, also Farbübergängen arbeitest, dann sorge dafür, dass diese auch gleichmäßig und weich sind. Für gleichmäßige Fadings benutze ein Soft- oder Fatcap auf großen Flächen. Bei kleinen Bereichen eignet sich aber auch ein Skinny sehr gut zum Faden. Arbeite mit beiden Farben, um Unregelmäßigkeiten wie Flecken im Fading auszubessern. Je weiter du von einer Farbe in die andere hineingehst, desto größer muss dein Absand zur Wand werden. Bis schließlich gar keine Farbe mehr auf der Wand ankommt. Bedenke, dass du beim Faden leicht die umligenden Breiche ungewollt verunreinigst. Plane dein Fading also chronologisch so ein, dass du danach nicht zu viel ausbessern musst. Es ist ärgerlich und zeitraubend, wenn man nach einem Fading die gesamten Details drum herum erneut malen muss, weil sie alle Farbe abgekriegt haben.

Nimm dir Zeit

Hetze dich nicht. Ein gutes Bild braucht Zeit. Ein Burner entsteht nur selten in zwei Stunden. Gute Maler stehen oft 5 Stunden und länger an der Hall, oft kommen sie sogar am nächsten Tag noch mal wieder. Habe Geduld, denn gutes braucht Zeit. In vielen Fällen ist es die Zeit, die es gebraucht hat ein Bild zu malen, die gute Bilder von schlechten Bildern unterscheidet. Falls du dir viele Graffitivideos auf YouTube ansiehst und glaubst, die Bilder enstehen im Handumdrehen, dann frage dich mal wie unterhaltsam ein fünfstündiges Video mit jedem noch so kleinen Farbspritzer wäre. Ich selber verwende bei meinen Videos auch nur die optisch interessantesten Szenen, dabei landen teilweise Stunden an Filmmaterial im Müll.

Der Hintergrund

Nur auf sauberm Hintergrund kommt ein Bild optimal zur Geltung. Nimm dir also auch dafür genug Zeit. Nicht nur in der Umsetzung des Hintergrundes, sondern auch bei dem Entwurf bzw, der Idee dafür. Oft ist es das einfachste ordentlich vorzustreichen. Um Farbe zu sparen kannst du dein Bild erst an die Wand skizzieren und anschließend drum herum streichen. Allerdings hilft es dir auch einen einfarbigen Untergrund zu haben, um leichter deckend zu malen.

Wenn du diese Tipps bei deinem nächsten Bild berücksichtigst, wirst du bestimmt eine Verbesserung feststellen.

Viel Spaß beim Sprühen

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    Noch eine Buchempfehlung für Anfänger:

    Graffitiworkshop Fortgeschrittene Hall 1

    Was sich in den letzten 10 Jahren im Graffiti verändert hat

    Das Internet und dessen Omnipräsenz hat viele Bereiche unseres Lebens stark verändert und auch vor Graffiti nicht halt gemacht. Besonders das Medium Video und seine Verbreitung übers Netz hat sich auf die Graffitikultur ausgewirkt.

    Als uns das Internet noch nicht jederzeit auf unserem Smartphone zur Verfügung stand verbreitete sich Graffiti über Printmagazine, DVD’s oder auch VHS. Und natürlich über Wände und Züge. Damals lernte man Graffiti kennen, weil man in direkten und persönlichen Kontakt damit trat. Viele, die anfingen zu sprühen, taten dies, weil ein Freund sprühte. Demzufolge hatte man Freundschaften mit denen man die Leidenschaft für Graffiti teilte. Man traf sich an der Hall und verbrachte seine Nachmittage nach der Schule oder die Wochenenden damit gemeinsam zu malen. Man machte es sich gemütlich mit Musik, Getränken und Snacks. Dann wurde sich Zeit genommen das Bild zu entwickeln, man machte Pausen und diskutierte z.B. über die Farbe der Second oder wo man noch ein Addon anbauen könnte. Die älteren Maler , die 30er und 40er, machen das immer noch so.

    Doch die heutige Graffitijugend geht scheinbar etwas anders an die Sache heran. Viele von ihnen haben Graffiti übers Internet kennengelernt. Sie schauen sich YouTube-Videos an und wollen es nachmachen. Es hat den Anschein, als ob durch das Medium Internetvideo bei vielen Nachwuchswritern der Eindruck entstünde ein gutes Piece würde in beinahe ebenso kurzer Zeit enstehen, wie die Abspieldauer des Videos ist.

    Die Jungen Writer von nehmen sich weniger Zeit für ihre Bilder. Sie kommen zur Hall, klatschen ihr Bild dran, machen ein Foto und gehen wieder. Dafür brauchen sie oft nicht mehr als zwei Stunden. Sie machen keine längeren Pausen, um aus ein paar Schritten Abstand das halbfertige Bild mit ihren Kollegen zu diskutieren. Und wenn man neben ihnen malt und sie nach ihrer Meinung zu einer Farbwahl fragt scheinen sie mit der Frage nichts anfangen zu können.

    Vor etwa einem Jahr habe ich einen Privatworkshop für zwei 15jährige an der Hall in Heimfeld veranstaltet. Sie sprühten beide schon seit ein paar Monaten und hatten sogar eine kleine Privathall im Garten des Einen. Nach etwa drei Stunden wurden die Zwei schon langsam müde. Nach 4 Stunden waren wir fertig und sie waren echt kaputt. Sie sagten mir, dass sie noch nie so lange an einem Bild gearbeitet hätten. Und zwischen den Bildern von dem Tag und ihren vorherigen waren große Unterschiede festzustellen.

    Ein Video, das in 3 bis maximal 10 Minuten zeigt wie ein Piece entsteht, vermittelt die tatsächliche Zeit, die es gebraucht hat nur schwer. Dass man sich auch mal 5 Stunden, oder sogar zwei Tage für ein Bild Zeit nimmt, scheinen viele Videokonsumenten nicht zu verstehen. Leider bleibt dadurch das gemütliche Miteinander und der Austausch an der Hall auf der Strecke.

    In meinen Augen ist diese Entwicklung zu bedauern, aber mir bleibt noch die Gewissheit, dass die Leute aus meiner Malergeneration an der Hall immer für eine Plauderei zu haben sind. Früher oder später muss der Nachwuchs doch merken, dass ein Burner nicht in zwei Stunden gemacht ist. Ich werde es jedenfalls machen wie gehabt und die seltenen Gelegenheiten, in denen ich noch ein Bild nur für mich selbst an der Hall male, in aller Ruhe genießen.

    Viel Spaß beim Sprühen

    Graffitiprojekt Jugendtreff Kröppelshagen

    Wie alt muss man für Graffiti sein? Ab wann kann man sprühen?

    Vor kurzem bekam ich eine Anfrage von Eltern, die für den achten Geburtstag ihres Sohnes einen Graffiti-Workshop buchen wollten. Aus diesem Anlass und da ich selber viele Workshops gebe und mich auch mit Kollegen austausche möchte ich heute für alle jungen Graffitibegeisterten oder deren Eltern die Frage beantworten: Ab welchem Alter kann man mit dem Sprühen anfangen?

    Meine Workshops biete ich ab 10 Jahren an, allerdings stelle ich immer wieder fest, dass dies doch etwas zu früh sein kann. Eigentlich würde ich empfehlen erst mit 12 eine Sprühdose in die Hand zu nehmen.
    Ich erkläre auch gerne wieso: Natürlich sind bei meinen Workshops auf Kindergeburtstagen von 10jährigen Geburtstagskindern regelmäßig auch 9jährige Teilnehmer dabei. Aber auch bei den 10jährigen beobachte ich immer wieder, dass diese nicht in der Lage sind eine 400ml Sprühdose mit einer Hand zu halten bzw. zu führen. Außerdem fehlt ihnen gelegentlich sogar die Kraft im Zeigefinger, um den Sprühkopf richtig herunter zu drücken. Sie kommen dann zu mir und meinen ihre Dose würde nicht funktionieren.

    Sprühdosen für besonders kleine Hände:

    Ist schon künstlerisches Können vorhanden?

    Auch dies ist ein wichtiger Punkt bei der Frage, wann man mit dem Sprühen anfangen sollte. Denn es macht nun mal wenig Sinn teure Sprühfarben zu verbrauchen, wenn man nicht einmal einigermaßen Zeichnen kann. Bevor man also zur Sprühdose greift sollte man auf jeden Fall schon einige Zeit gezeichnet haben und mindestens einfache Formen selbstverständlich zu Papier bringen können.

    Heutzutage passiert es sehr häufig, dass Kinder auf YouTube Videos von Graffitimalern sehen, sich dafür begeistern und am liebsten sofort sprühen gehen möchten. Oft wird dabei die Schwierigkeit im Umgang mit der Sprühdose unterschätzt und vergessen, dass die Graffitikünstler aus den Videos meist schon einige Jahre Übung vorweisen können.

    Die Gesundheitsgefahr!

    Zu guter letzt sollte man sich gerade als Eltern die Frage stellen, ob man seinem 10jährigen den schädlichen Lösungsmitteln aussetzen möchte. Einwegatemschutz halten meist nur einen Anteil der Farbstaubpartikel ab und ein klein wenig der Lösungsmittel. Richtiger Atemschutz, also eine Maske mit Gas und Partikelfiltern kostet zwischen 20 und 60 Euro und ist nicht unbedingt für einen so kleinen Kopf gemacht. Sobald die Maske also nicht richtig sitzt erfüllt sie auch ihren Zweck nicht mehr.

    Ein ideales Buch für Anfänger: