Es gibt zwei Grunddisziplinen, die einen guten Writer bzw. einen guten Sprühkünstler ausmachen. Die eine ist das Entwerfen guter Styles oder Bilder allgemein, die andere ist das Umsetzen der Bilder mit der Dose. Erstere kann man auch völlig unabhängig von der Sprühdose auf dem Papier praktizieren, für die zweite hingegen ist der Verbrauch von Aerosolen allerdings unabdingbar. Doch eines haben beide gemeinsam: ohne Übung geht’s nicht.
Um Dir den Weg zur Dosenkontrolle etwas zu vereinfachen, habe ich hier ein paar Tipps zusammengestellt.
Besonders für Anfänger ist gute Kontrolle über die Dose ein wichtiger Schritt zum besseren Piece an der Wand. Ein Entwurf kann noch so gut sein, aber wenn man ihn nicht sauber umzusetzen weiß, ist er an der Hall of Fame nicht viel wert und wird sich keines langen Lebens erfreuen.
Idealerweise entwickelt man beide Skills simultan, wenn man stetig sketcht und die besten Sketches auch regelmäßig mit der Kanne an die Wand bringt. So erlangt man mit der Zeit zwar ganz automatisch eine gewisse Can Control, mit ein paar Tipps von erfahreneren Malern kann man die Entwicklung aber etwas beschleunigen. Darum hier einige Tipps für gute Can Control.
Die Basics
Nicht wirklich Bedingungen für gute Can Control aber dennoch für Anfänger wichtige Voraussetzungen.
Verschiedene Dosen
Als Anfänger sollte einem auf jeden Fall bewusst sein, dass es Hoch- und Niedrigdruckdosen gibt, bei denen also mehr oder weniger Farbe austritt. Ausserdem unterscheiden sich die Dosen noch vom Druckpunkt, also wie viel Kraft man mit dem Finger aufbringen muss, damit Farbe austritt. Jede Dose hat ihre Vor- und Nachteile und so findet man für jeden Anwendungsbereich die ideale Dose.
Das richtige Cap
Ein Maler sollte seine Caps kennen! Mit welchem Cap kann ich wie arbeiten? Das solltest du wissen, um deine Bilder optimal umzusetzen und das Beste aus deinen Dosen heraus zu holen.
Es kann nie schaden sich mal durch die komplette Cap-Palette durch zu testen, um zu wissen, welche Caps für einen persönlich die besten sind.
Die Technik
Der ausschlaggebende Punkt für Can Control ist die richtige Technik. Denn mit guter Kontrolle kann ein geübter Maler nahezu unabhängig von Cap und Dose immer genau die richtige Linie aus seiner Kanne zaubern und diese auch noch exakt platzieren.
1. Geschwindigkeit
Die Geschwindigkeit ist ein extrem wichtiger Punkt bei der Kontrolle über deine Linien. Bist du zu schnell, dann ist die Linie nicht deckend, bist du zu langsam, so bilden sich Nasen bzw. Läufer. Beides wirkt unprofessionell und sorgt für ein unsauberes Gesamtbild. Die ideale Linie hat Kanten wie geschnitten und ist 100%ig deckend.
Je nachdem mit welcher Dose und mit welchem Cap du arbeitest musst du die Geschwindigkeit deiner Hand also anpassen. Bei einem Fatcap z.B. muss man für eine dünne Linie sehr schnell sein und sich nah an der Wand bewegen. Um dann bei hoher Geschwindigkeit noch die richtige Linie zu treffen ist viel Übung Notwendig.
2. Abstand
Die Distanz zur Wand ist der zweite Hauptfaktor für die Kontrolle über deine Linien. Der Abstand entscheidet nicht nur über die Breite deiner Linien, sondern auch darüber wie hart oder weich du malst. Für Fadings (Farbverläufe) nimmt man üblicherweise einen größeren Abstand zur Wand und um wieder auf das Beispiel des Fatcaps zurück zu kommen: Mit einem Fatcap kann man mit guter Kontrolle quasi mit der Linie spielen, indem man Abstand und Geschwindigkeit variiert. Bei langsamer Bewegung und großem Abstand erzielt man sehr breite aber dennoch deckende Linien. Geht man dann über in kürzeren Abstand bei höherer Geschwindigkeit, so wird die Linie dünner, bleibt aber deckend, ohne dabei Läufer zu bilden.
3. Füllstand der Dose
Für feine Details wie dünne Outlines oder ähnliches ist es hilfreich mit sehr geringem Druck zu malen. Darum empfiehlt es sich gerade für weniger geübte Maler für solche Arbeiten Dosen zu benutzen, die nicht mehr ganz voll sind. Je leerer die Dose desto niedriger der Druck, je niedriger der Druck desto feiner die Linie. Wer also mitdenkt und plant, der bewahrt sich seine Restdosen für solche Gelegenheiten auf, um mit besonders niedrigem Druck zu malen, wenn es notwendig ist.
4. Mit dem ganzen Körper arbeiten
Besonders bei großen Bildern ist es wichtig in Bewegung zu bleiben, schöne Schwünge zieht man idealerweise in einer durchlaufenden Linie, ohne zwischendurch abzusetzen. Dies kann man auf großer Fläche nur dann erreichen, wenn der gesamte Körper mitmacht. Die Bewegung kommt dann also nicht nur aus dem Arm, sondern auch aus Oberkörper, Hüfte und Beinen und wenn notwendig muss man sogar noch dabei gehen bzw. laufen.
Stelle also sicher, dass du einen guten Stand hast, der dir die notwendige Bewegungsfreiheit bietet, um deine Linie in einem Schwung zu ziehen. Am besten ist oft ein breitbeiniger Stand. Außerdem darf dir natürlich nichts im Weg sein, dass dich mitten in der Bewegung blockiert, wie z.B. ein Ast oder ähnliches.
5. Position des Fingers
Dieser Punkt ist fast schon ein Geheimtipp, den viele Anfänger erst sehr spät herausfinden. Die Position deines Fingers auf dem Cap ist besonders für sehr feine Linien, also Outlines oder feine Details, sehr wichtig. Hiermit kann man nämlich die austretende Farbe bzw. den Druck der Farbe auf ein Minimum reduzieren, wodurch besonders feine Linien oder auch gewollte Sprenkler und Spritzer erzielt werden können.
Platziert man seine Fingerspitze auf der hinteren Kante des Caps, so wird dieses leicht schief hinuntergedrückt, was zu einer feineren Abstufung des Drucks führt. So erreicht man, dass nur sehr wenig Farbe austritt und man eine besonders feine Linie bei sehr langsamem Sprühen ziehen kann.
(6.) Üben Üben Üben
Wie bei allem anderen auch gibt es leider keinen Trick, der dich sofort perfekt malen lässt. Nur mit viel Übung bekommst Du die Sicherheit in deiner Motorik, um deine Linien perfekt zu treffen. Gehe also regeläßig an deine Hall und male. Das ist außerdem eine gute Gelegheit Kontakte zu knüpfen und vielleicht noch ein paar extra Tipps von Profis zu bekommen.
Viel Spaß beim Sprühen
Lennart